AZ/AN 11.02.2011

Songs zum Mitgehen und Mitfühlen

Christoph Leuchter und Band im Energeticon

Von Elisa Zander

Alsdorf/Würselen. „Die Schatten werden lang, in Paris dann und wann.“ Melancholie? Euphorie? Optimismus? Jeder so, wie er denkt. Denn Texte von Christoph Leuchter sind selten eindeutig und lassen Raum für Interpretation. Wie die genannte Textphrase aus „Blues im April“. Oder bei „Wo du auch hinwillst, ich bin überall schon da“ – ein Zitat aus dem Lied „Wo du bist“, dessen Titel gleichzeitig Name des Debütalbums des Songschreibers, Pianisten und Sängers ist. Texte von Christoph Leuchter lassen sich in keine Schublade stecken. Nur eines haben sie alle gemeinsam: keine Gefühlsduselei und viel Intelligenz. Es sind keine leeren Phrasen, die Leuchter am Piano im Energeticon singt. Es sind Geschichten, die das Leben schreibt. Gedanken, Emotionen, Eindrücke in poetischen Formen mit ausdrucksvollen Melodien, die miteinander einen stimmigen Spannungsbogen erzeugen. Das, was Christoph Leuchter und Band an diesem Abend präsentieren, ist kein seichtes Geplänkel, sondern anspruchsvolle Musik, ohne anstrengend zu sein. Aufmerksames Zuhören, ein Mitgehen und Mitfühlen stellen sich von alleine ein.

Etwas Jazz, etwas Chanson, etwas Rock und manchmal fast klassische Einflüsse ergeben eine Melange aus handgemachten Arrangements mit sehr persönlicher Note. Hierzu kann Christoph Leuchter auf die Unterstützung von Markus Butz am Schlagzeug, Manes Zielinski am Bass, Franz-Josef Ritzerfeld an Gitarre und Percussion sowie von Harald Claßen an Saxophon, Klarinette und Akkordeon zählen. Eine erstklassige Begleitband, wie sich auf der CD bereits herausstellt und spätestens live letzte Zweifler verstummen lässt.

Christoph Leuchter kann laut und leise, kann sein Publikum schmunzeln lassen. „Ich bin wirklich kein gebürtiger Wiener, es tut mir leid, ich hab‘ nur rotes Blut“ – und regt zum Nachdenken an: „Verschenke all unsre Sekunden und fang noch mal von vorne an.“ Der vielseitige Künstler kann in „Himmel“ ein ganzes Leben durchleben, skizziert die wenigen Eckpunkte, die es ausmachen, und die Momente, an die man sich am Ende erinnert. Es ist sein Debütalbum, das der Würselener auf der Bühne des Fördermaschinenhauses präsentiert. Und es gibt noch eine andere Premiere – sowohl für ihn als auch für das Publikum. Der promovierte Germanist zieht eines seiner literarischen Werke zu dem Konzert hinzu und erweitert den Abend kurzerhand um eine Lesung. „Mit vereisten Augen“ heißt der Roman, aus dem Leuchter auf der reduziert ausgeleuchteten Bühne liest und einen Leichenfund in einem toskanischen Dorf beschreibt. 2012 wird das Buch veröffentlicht. Vielseitig eben – musikalisch und literarisch sowieso. Das sind Christoph Leuchter und „seine“ Band.