AN 25.11.2008

Singender Poet hat nicht bloß den Blues

Würselener Komponist Christoph Leuchter begeistert mit Band im Alten Rathaus. Jazz trifft auf Chanson. Virtuos am Instrument.

Würselen. Was er als Dirigent des Neuen Chores in seiner Heimatstadt Würselen zu leisten vermag, hat Christoph Leuchter schon des öfteren bewiesen. Jüngst hat er sich erneut als vielfältiger Musiker präsentiert. Der Songschreiber, Komponist, Pianist und Sänger begeisterte sein Publikum bei einem Konzertabend im Alten Rathaus.

Leuchter und seine musikalischen Begleiter überzeugten die Zuhörer im ausverkauften Saal bereits mit den ersten Takten. Vielseitig war die Musik, in der sich etliche Stilelemente vereinten. „Wir haben in den vergangenen zwei bis drei Wochen ein wenig geprobt“, übte sich Leuchter zu Beginn des Konzertes in charmantem Understatement. Ausschließlich Eigenkompositionen wurden anschließend präsentiert. Meist waren es emotionale Songs, die Texte des dreifachen Vaters hatten Tiefgang. Ist er nun ein singender Poet oder ein poetischer Musiker? Schwer zu sagen. Seine Musik ging mit der verdichteten lyrischen Sprache jedenfalls eine Symbiose ein, die beim Vortrag schlicht unter die Haut ging.

Viele Facetten

Viele Facetten des menschlichen Gefühlslebens wurden überzeugend zur Sprache gebracht. Leuchter fand dafür Worte und Töne, mit denen sich der Besucher identifizieren konnte. Geboten wurden authentische Texte und ebenso authentische, handgemachte Musik. Nicht nur Christoph Leuchter setzte sich auf seinem Instrument virtuos in Szene. Gleich auf mehreren Instrumenten stellte der Allround-Musiker Harald Classen seine Improvisationskünste unter Beweis. Mit dem Akkordeon etwa, dem er leise, gefühlvolle Töne entlockte und sich im Stil französischer Straßenmusikanten in Szene setze. Auch mit dem Saxofon machte er eine gute Figur bei den zahlreichen Tempi- und Tonartwechseln, die die Musik von Christoph Leuchter prägen. Angesiedelt ist sie an der Schnittstelle von Jazz und Chanson, Blues und Rock, wobei klassische Elemente beim Auftritt nicht zu überhören waren. Was nicht verwundert, ist er doch als Kirchenmusiker tätig.

Beim Intro zu „Auf dem Weg“, einem vom Neuen Chor uraufgeführten Lied mit religiösem Background, verzauberte Classen mit außergewöhnlichen Flötentönen. Diese entlockte er einem nicht nur originellen, sondern auch originalen Instrument, das er aus Armenien importiert hatte. Assoziationen zu Derwischtänzen stellten sich beim Publikum ein, orientalische Elemente drückten der Komposition ihren Stempel auf.

Solistische Einlagen

Auch die drei übrigen Ensemble-Mitglieder glänzten nicht nur bei ihren solistischen Einlagen. Franz-Josef Ritzerfeld (Gitarre), Manes Zielinski (Bass) und Markus Butz (Schlagzeug) erwiesen sich als Meister ihres jeweiligen Faches. Was bei diesem Konzert heraussprang, war Musik vom Feinsten. Eine homogene musikalische Einheit. Dabei erhielten selbst melancholische Melodien einen heiteren Anflug. Wie etwa die Schlagzeugbesen bei dem Stück „Tänzerin“ über die Felle tänzelten, war beachtenswert. Dass Christoph Leuchter, der im lockeren Plauderton seine Songs anmoderierte, und seine Musiker Frohnaturen sind, bewiesen sie mehrfach. Trotz des melancholischen Programmtitels „Blues im April“. Ihr Blues war im November nicht zu schwermütig – sondern genau richtig. (clg)