AZ 26.11.2008

Emotionale Songs lösen Begeisterungsstürme aus

Ausverkauftes Konzert des Songschreibers, Komponisten, Pianisten und Sängers Christoph Leuchter und seiner musikalischen Begleiter in Würselens Altem Rathaus bietet eine breite Palette von Stilelementen. Virtuos in Szene gesetzt.

Würselen. Da sage noch einmal einer, der Prophet gelte nichts in seiner Vaterstadt. Beim Solokonzert, das der Songschreiber, Komponist, Pianist und Sänger Christoph Leuchter im Alten Rathaus gab, wurde er Lügen gestraft. Die Besucher füllten den Saal. Das Kommen brauchten sie nicht zu bereuen.

Leuchter und seine musikalischen Begleiter zogen sie von der ersten bis zur letzten Minute mit ihrer vielseitigen, mit verschiedensten Stilelementen durchwebten Musik in ihren Bann. Sie überschlugen sich vor Begeisterung, die am Ende in der Forderung nach Zugaben und Standing Ovations ihren Ausdruck fand. Das Multitalent Christoph Leuchter durfte den Erfolgen, die er als Dirigent mit dem Neuen Chor in seiner Heimatstadt Würselen gefeiert hat, einen weiteren – nun als Solokünstler – hinzufügen.

„Wir haben in den letzten zwei bis drei Wochen ein bisschen geübt“, stapelte er tief. „Schön, dass Ihr alle da seid, ohne Euch wäre es halb so schön“, legte er los. Er bot ausschließlich meist emotionale Songs und Lieder aus eigener Feder. Christoph Leuchter, Vater von drei Kindern, zieht trotz aller Emotionen keine billige Show ab. Die Texte haben Tiefgang. Ob er ein singender Poet oder ein poetischer Musiker ist, die Antwort darauf fällt schwer. Die Musik geht mit der verdichteten lyrischen Sprache eine Symbiose ein, die unter die Haut geht. Seine Lieder haben Tiefgang. Die verschiedensten Facetten das menschlichen Gefühlsleben werden überzeugend zur „Sprache“ gebracht. Es sind Worte und Töne, mit denen sich der Besucher identifizieren kann. Geboten wurden authentische Texte und ebenso authentische Musik, handgemacht und nicht „geklaut“.

Nicht nur Christoph Leuchter setzte sich auf seinem Instrument virtuos in Szene. Gleich auf mehreren Instrumenten stellte der Allround-Musik Harald Claßen seine Improvisationskünste unter Beweis. Auf dem Saxophon eher schrill beschwörend, auf dem Akkordeon aber mit leisen, gefühlvollen Tönen. War es in „Wir gehen weiter, als Du denkst“ das Saxophon, dem er ungewöhnliche Töne entlockte, brillierte er beim Soloauftritt auf seiner „Quetsche“ bisweilen im Stile eines französischen Straßenmusikanten.

Jazz, Chanson, Blues, Rock

Tempi- und Tonartwechsel in rascher Folge. Die von Christoph Leuchter und seinen Begleitern gebotene Musik war angesiedelt an der Schnittstelle zwischen Jazz und Chanson, Blues und Rock, wobei klassische Elemente nicht zu überhören waren. Was nicht wundert: Ist er doch „nebenbei“ auch als Kirchenmusiker tätig.

Beim Intro zu „Auf dem Weg“, einem vom Neuen Chor uraufgeführten Lied mit religiösem Background, verzauberte Classen mit außergewöhnlichen Flötentönen. Sie entlockte er einem nicht nur originellen, sondern auch originalen Instrument, aus Armenien importiert. Assoziationen zu Derwischtänzen stellten sich beim Publikum. Orientalische Musikelemente drückten der Komposition ihren unverwechselbaren Stempel auf. Auch die drei übrigen Ensemble-Mitglieder glänzten nicht nur bei ihren solistischen Einlagen. Franz-Josef Ritzerfeld (Gitarre), Manes Zielinski (Bass) und Markus Butz (Schlagzeug) erwiesen sich als Meister ihres Fachs. Was dabei bei diesem Konzert heraussprang, war Musik vom Feinsten, eine homogene musikalische Einheit in der Vielfältigkeit. In dieser Form wohl kaum noch zu toppen. Dabei erhielten selbst melancholische Melodien einen heiteren Anflug. Wie doch die Schlagzeugbesen bei der „Tänzerin“ über die Felle tänzelten.

Dass Christoph Leuchter, der im lockeren Plauderton durch den Abend führte, und seine „Mannen“ keine Kinder von Traurigkeit sind, dafür traten sie mehr als nur einmal den Beweis an. Von wegen Novemberblues, „Blues im April“ lautete der rote Faden, der das Konzert durchzog. Bei eher schmuddeligem, leicht winterlich angehauchtem Novemberwetter ein Genuss der besonderen Art, bei dem die Besucher die Seele baumeln lassen konnten. (ehg)