AZ/AN 20.11.2012

Im hohen Raum geht kein Klang verloren

Christoph Leuchter reizt die Akustik im Alsdorfer Energeticon bis ins Letzte aus. Die Künstlerkollegen Harald Claßen, Manes Zielinski und Franz-Josef Ritzerfeld überzeugen mit einem druckvollen Ensemblespiel. Pure Freude an der Musik.

Von Christoph Hahn

Alsdorf. Christoph Leuchter dichtet. Und Christoph Leuchter macht Musik. Mehr noch: Der Pianist, Sänger und Dozent führt beides zusammen und bringt auch noch Freunde mit. So gesehen, geschehen und vor allem gehört: Zusammen mit seinen bestens aufgelegten Künstlerkollegen Harald Claßen (Saxophone, Klavier), Manes Zielinski (E-Bass), Markus Butz (Schlagzeug) und Franz-Josef Ritzerfeld (Gitarre) reizte der Bandleader aus Würselen die Akustik in dem Juwel der Industriearchitektur bis ins Letzte aus.

Denn in dem hohen Raum, zu Zeiten des Eschweiler Bergwerkvereins noch Maschinenhaus für den Schacht Anna II, geht kein Klang verloren. Vor allem Harald Claßen, vielen Menschen von seinen Auftritten mit dem Kabarettisten Jürgen Beckers bekannt, nutzte den ganz besonderen Charakter des Energeticon-Gebäudes ganz im Sinn der Delikatesse seines Spiels. Von fein bis voll tönend: Claßen beherrscht ein breites Spektrum an Tönen, und der Raum spielt mit. Christoph Leuchter, der sich für einige Lieder ganz gerne vom Saxophonisten am Flügel ablösen lässt, fühlt sich merklich wohl in dem Raum mit seinen nicht bis auf den letzten Stuhl gefüllten Plätzen. Die Halle trägt ihn und seine Gesten ebenso wie seine Stimme.

Im Laufe der Zeit am Samstagabend wird der Raum zum Spielzimmer – zum Spielzimmer für Erwachsene, die ganz genau wissen, was sie tun, und auch noch ihren Spaß daran haben. Daran haben Christoph Leuchters Lieder, die mit ihrer feinsinnigen Wortwahl das Leben stricheln wie Aquarelle und sich um ganz normale Themen wie Wetter und Liebe drehen, einen wesentlichen Anteil, aber nicht den ganzen. Das druckvolle Ensemblespiel, bei dem Leuchter und Claßen zwar der dankbarste Teil zufällt, bei dem aber auch immer wieder der eine Instrumentalist den anderen vorwärts treibt, gehört ebenfalls dazu. Jede Nummer (mal lyrisch, mal funky) bekommt so einen ordentlichen Groove. Im Zusammenklang der Stücke entsteht ein Sog, ein steter Fluss. Und das schenkt den Zuhörern inneren Reichtum und Glück – ein Glück, das ebenso aus den Texten wie von der Freude am gemeinsamen Musikmachen herkommt.